Haltung – mehr als eine Meinung

„Die Haltung ist das, was bleibt, wenn die Methode nicht mehr trägt.“
Dieser Satz begleitet mich seit Beginn meiner systemischen Ausbildungen. Er fordert mich heraus, und er fordert mich auf: mich selbst einzulassen.

Was ist Haltung – für mich als Beraterin, Coach, als Mensch?
Sie ist nichts, das ich „anwenden“ kann, wie eine Technik. Haltung ist etwas, aus dem heraus ich handele, denke, mit anderen in Kontakt gehe. Sie ist kein Konzept – sie ist gelebte Beziehung, mit mir selbst und mit anderen.

🌿 Haltung zeigt sich nicht im Reden, sondern im Raum dazwischen.

In Gesprächen, in Momenten der Stille, in Reibung, in Missverständnissen. Haltung zeigt sich, wenn ich nicht sofort reagiere. Wenn ich Unsicherheit aushalte. Wenn ich nicht die schnelle Lösung präsentiere, sondern die Frage stehen lasse:

„Was macht das mit dir?“

Systemisch betrachtet ist Haltung immer kontextsensibel. Sie bedeutet:

• Nichtwissen zulassen, statt vorschnell zu deuten.
• Ressourcen sehen, wo andere Defizite sehen.
• Verantwortung teilen, nicht zuschreiben.
• Und vielleicht vor allem: mit der eigenen inneren Welt in Kontakt sein, während ich mit anderen arbeite. Und das ist nicht immer leicht.

Haltung hat auch mit Bewegung zu tun.

Nicht im Sinne von „Standpunkt aufgeben“ – sondern im Sinne von innerer Flexibilität. Mich berühren zu lassen, ohne mich zu verlieren. Perspektiven zu wechseln, ohne meine Grundwerte aufzugeben. Haltung ist für mich kein Felsen – sondern ein innerer Kompass.

Ich glaube, dass Haltung spürbar wird – mehr als sichtbar.
Spürbar in der Art, wie ich Fragen stelle.
In meinem Blick. In meiner Bereitschaft, Pausen auszuhalten.
In der Echtheit meines Daseins.

Und: Sie ist nie „fertig“. Ich wachse hinein. Ich verändere mich – und meine Haltung mit mir. Sie darf sich verändern. Sie darf wanken. Ich bin nicht mehr derselbe Mensch wie gestern – und das ist gut so! Vielleicht ist Haltung genau das:
ein tägliches Gespräch mit mir selbst – und die Bereitschaft, es offen zu führen.